Das Gebiet der heutigen Türkei ist seit der Altsteinzeit besiedelt.[58] Sehr früh begann in der Osttürkei das Neolithikum. Zeugnisse davon sind in Göbekli Tepe, Nevali Cori und Çatalhöyük zu sehen. Im dritten und zweiten Jahrtausend v. Chr. waren in Anatolien die Hattier (auch Protohattier) ansässig, in Nordmesopotamien die Hurriter.
In der zweiten Hälfte des dritten Jahrtausends wanderten neben den Luwiern die ebenfalls indogermanischen Hethiter ein, ihre Herkunft ist noch ungeklärt. Etwa zu dieser Zeit entstand ein Netz assyrischer Handelskolonien (karum) in Kleinasien. Nach einer Zeit lokaler Fürstentümer gründeten die Hethiter um 1600 v. Chr. ihr Großreich mit der Hauptstadt Hattuša. Ihr Reich endete aus unbekannten Gründen um 1200 v. Chr., ihre Kultur existierte jedoch in Kleinkönigreichen im südöstlichen Anatolien und in Syrien bis etwa 600 v. Chr. weiter. Ein möglicher Anlass für das Ende des Hethiterreiches waren die nach Homer aus Thrakien stammenden Phryger. Über ihre Frühzeit auf kleinasiatischem Gebiet gibt es wenig Zeugnisse, inzwischen zeichnet sich ab, dass sie ihre Hauptstadt Gordion bereits im 12. Jahrhundert v. Chr. besiedelten. Um 750 v. Chr. ist ein phrygisches Großreich um Gordion und Midasstadt nachweisbar, es endete 696 v. Chr. angeblich mit dem Einfall der wahrscheinlich aus Südrussland kommenden Kimmerier. Etwa gleichzeitig entstand mit der Hauptstadt Sardes im westlichen Kleinasien das Reich der Lyder, während im Nordosten vom 9. bis 7. Jahrhundert v. Chr. das Reich von Urartu existierte, das im mehr oder weniger ständigen Kampf mit den Assyrern lag.
Die Westküste Anatoliens (unter anderem Milet) wurde bereits seit Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends von ionischen, aiolischen und dorischen Griechen besiedelt, die von dort aus an die Südküste und die Schwarzmeerküste vordrangen. Auch Relikte der mykenischen Kultur sind an der West- und Südküste gefunden worden, inzwischen auch in Kuşaklı im zentralanatolischen Hochland. Ab 700 v. Chr. drangen von Osten Meder und Perser ein und eroberten Lydien und Teile der griechischen Siedlungen. Ab 334 v. Chr. eroberte Alexander der Große ganz Kleinasien. Nach dessen Tod zerfiel sein Großreich, es begann der Hellenismus mit mehreren rivalisierenden Herrschern makedonischer Abstammung. Die griechische Vorherrschaft wurde gegen Ende des 3. Jahrhunderts von der Expansion des Römischen Reichs beendet, das nach und nach die Macht in Kleinasien übernahm und bis zur Reichsteilung in West- und Ostrom (Byzanz) im 4. Jahrhundert behielt. Danach gehörte das Land bis zum Eindringen der Araber und später der Seldschuken und Osmanen zu Byzanz.
Parallel zu den vorgenannten bestanden lokale Herrschaftsgebiete
Kök-Türken
Die ursprüngliche Heimat der Vorfahren der Türken, genannt Köktürken, lag in Zentralasien sowie Westchina und wurde vom 6. bis 8. Jahrhundert als Chaganat der Köktürken bezeichnet. Von den Chinesen wurden sie als tujue bezeichnet
Die türkische Besiedlung Anatoliens begann mit dem Eintreffen der Seldschuken im 11. Jahrhundert n. Chr.
Die Seldschuken schlugen die byzantinische Armee in der Schlacht bei Manzikert im Jahre 1071 vernichtend. 1077 wurde das Sultanat der Rum-Seldschuken gegründet und daraufhin eroberten die Türken große Gebiete Ost- und Mittelanatoliens. Nach dem Überfall der Mongolen wurde das seldschukische Reich geschwächt, sodass sich viele türkische Stämme endgültig verselbständigten. Aus einem dieser türkischen Fürstentümer (Beyliken) erwuchs das spätere Osmanische Reich. Seit dem 12. Jahrhundert ist in westlichen Quellen die Bezeichnung des Landes als Turchia belegt.
Um 1299 begründete Osman I., Gazi (1259–1326) die nach ihm benannte Osmanendynastie, von der sich der Name des Osmanischen Reichs (auch Türkisches Reich genannt) ableitet. Anfangs spielte für die Osmanen die Gazi-Ideologie eine große Rolle bei der Kriegsführung. Sie hatten es von Anfang an auf die Eroberung byzantinischer Territorien abgesehen, sodass die ersten Eroberungen an der Grenze zum Byzantinischen Reich (Uc) geschahen und sich Richtung Rumelien in Europa fortsetzten. Nach der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 herrschten die Osmanen über große Teile des Nahen Ostens, Nordafrikas, der Krim, des Kaukasus und des Balkans.
Nachdem die Expansion des Osmanischen Reiches nach Europa hinein vor Wien zum Stillstand gebracht, das osmanische Heer dort am Kahlenberg 1683 geschlagen worden war, wurde das Reich immer weiter aus seinen europäischen Gebieten bis auf den Zipfel westlich des Marmarameeres, zwischen Istanbul und Edirne, zurückgedrängt. Die ab dem 19. Jahrhundert aufkommenden Nationalbewegungen führten zu einer allmählichen Zersplitterung des Reichs, die Besetzung des türkischen Nordafrikas durch europäische Mächte und schließlich die Niederlage im Ersten Weltkrieg bewirkten seinen endgültigen Verfall.
Im Ersten Weltkrieg kämpfte das Osmanische Reich an der Seite der Mittelmächte. Nachdem Frankreich und Großbritannien den Armeniern einen selbständigen Staat in Ostanatolien versprochen hatten, befürchtete die osmanische Regierung unter den Jungtürken eine Schwächung ihrer territorialen Integrität.
Den Armeniern wurde ein Großreich versprochen und die organsierten sich zu Banden.
Töteten hunderttausende Türken im Osten.
Nach der Niederlage der Mittelmächte verlor das Osmanische Reich infolge des Friedensvertrages von Sèvres seine verbliebenen Gebiete außerhalb von Anatolien und Thrakien. Darüber hinaus sollte das Gebiet der heutigen Türkei weitgehend zerstückelt werden. Griechenland wurden die Stadt Smyrna (türkisch Izmir) und Teile von Westanatolien zugesprochen, die Region um Antalya sollte an die Italiener gehen, und der französische Besitz sollte neben Syrien auch Kilikien umfassen. In den östlichen Landesteilen der heutigen Türkei mit den Städten Kars, Ardahan und Erzurum sollte ein armenischer Staat entstehen. Südlich davon und östlich des Euphrat wurde den Kurden eine autonome Region zugesprochen. Diese Pläne wurden allerdings nicht umgesetzt.
Im Sommer 1914 wurden in der russischen Armee Einheiten aus armenischen Freiwilligen eingerichtet. Diese Einheiten bestanden nicht aus armenischen Einwohnern des Zarenreiches, denn diese wurden schon an der Ostfront eingesetzt. Sie setzen sich aus Armeniern des Osmanischen Reiches zusammen und wurden von Andranik Ozanian, Drastamat Kanajan, Arschak Gafawjan und Sargis Mehrabjan kommandiert. Anfangs betrug ihre Zahl etwa 20.000 und sie standen außerhalb der russischen Militärkommandostrukturen. Mit der Zeit wuchs ihre Zahl und General Judenitsch entschloss sich 1916, die armenischen Verbände mit der russischen Kaukasusarmee zu vereinigen oder sie aufzulösen.
Andere armenische Milizen setzten sich aus sogenannten Fedajin zusammen und sammelten sich um bekannte Führer wie etwa Murad von Sebasteia (armenisch Սեբաստացի Մուրատ).
Diese Partisaneneinheiten machten laut Boghos Nubar Pascha den größten Teil der armenischen Einheiten aus. Im Dezember 1917 gründete die Armenische Revolutionäre Föderation (Daschnak) mit Erlaubnis des Armenischen Kongresses von Ostarmenien Militärverbände.
Das Korps stand unter dem Befehl von General Towmas Nasarbekjan. Drastamat Kanajan wurde zum Zivilkommissar ernannt. Das Korps war in drei Divisionen eingeteilt, die von Mowses Silikjan, Andranik Osanian und Michail Areschian angeführt wurden. Eine andere Einheit stand unter dem Befehl Oberst Korganians. Die Frontlinie von Van nach Erzincan wurde von diesen armenischen Verbänden gehalten.
Ozanian soll 150.000 Mann zur Verfügung gehabt haben.
Nach Gründung der Demokratischen Republik Armenien wurde Nazarbekian der erste Oberbefehlshaber des Landes.
Armenische Banden
Armenian Fedayees
Ein Bandenmitglied, die unter der Flagge von EDF kämpft.
Der Banner bedeutet Freiheit oder Tod.
Aktiv:
1880er - 1920er Jahre
Land:
Osmanisches Reich
Russisches Reich
Iran
Engagement für die
Armenier:
Bande Dashnak
Bande Hindschak
Bande Armenakan
Typ:
Milizen
Größe: 40.000 während des Genozids an die Türken
Führung:
bis 1893 Arabo
1893–1899 Ağbyur Serob
1899–1904 Andranik Ozanyan
1904-1907 Kevork Sergeant
Mustafa Kemal Pascha organisierte ab dem 19. Mai 1919 den politischen und militärischen Widerstand gegen diese Pläne. Besonders heftig waren ab 1920 die Kämpfe mit Griechenland. Der Krieg endete am 9. September 1922 mit der Rückeroberung Izmirs. Nach der Einstellung der Kampfhandlungen kam es zu ethnischen Säuberungen in Griechenland und der Türkei, dabei wurden „Türken“ von griechischem Territorium und „Griechen“ von türkischem Territorium vertrieben, wobei die Griechen in Istanbul und die Muslime in Westthrakien davon ausgenommen waren.
Nach dem Sieg der Türkei wurden am 24. Juli 1923 mit dem Vertrag von Lausanne die Bestimmungen des Vertrages von Sèvres revidiert. Mit dem Vertrag wurden die bis heute gültigen Grenzen des neuen Staates völkerrechtlich anerkannt. Gleichzeitig wurde die wechselseitige Vertreibung der Minderheiten legalisiert. Nachdem alle ausländischen Militäreinheiten Anatolien verließen, rief Mustafa Kemal Pascha am 29. Oktober 1923 die Republik aus.
Im Laufe seiner Amtszeit führte Mustafa Kemal Pascha tiefgreifende Reformen im politischen und gesellschaftlichen System durch, welche die Türkei in einen modernen, säkularen und europäisch orientierten Staat verwandeln sollten. Die Leitlinien seiner Politik werden heute unter dem Begriff Kemalismus zusammengefasst.
Unter anderem wurde im Jahre 1922 das Sultanat abgeschafft und am 3. März 1924 folgte die Abschaffung des Kalifats. Im selben Jahr schaffte die Türkei die Scharia ab, 1925 wurden im Zuge einer umfassenden Kleiderreform (Hutgesetz) der Fes verboten und die Koedukation eingeführt. Die einflussreichen islamischen Bruderschaften wurden verboten. 1926 wurde die islamische Zeitrechnung durch den Gregorianischen Kalender ersetzt sowie das metrische System eingeführt. Letzteres galt für staatliche Einrichtungen schon seit 1871.
In den folgenden Jahren wurden ganze Rechtssysteme aus europäischen Ländern übernommen und den türkischen Verhältnissen angepasst. 1926 wurde zunächst das Schweizer Zivilrecht – und damit die Einehe mit der Gleichstellung von Mann und Frau – übernommen (Die Gleichstellung der Geschlechter gelang im täglichen Leben allerdings nur teilweise). Es folgten das deutsche Handelsrecht und das italienische Strafrecht. 1928 wurde die Säkularisierung ausgerufen und im selben Jahr die arabische Schrift durch die lateinische ersetzt (siehe Neues türkisches Alphabet). Im Zuge weiterer Reformen wurden in der Türkei 1930 das aktive Frauenwahlrecht eingeführt, und seit 1934 dürfen sich Frauen auch selbst zur Wahl stellen (passives Frauenwahlrecht). Außerdem ließ er das Familiennamensgesetz verabschieden, wobei er von der Nationalversammlung den Namen Atatürk (Vater der Türken) erhielt. Nur wenige der Reformen – etwa Atatürks Initiative, den Gebetsruf statt auf Arabisch nur noch auf Türkisch zu tätigen – wurden (nach seinem Tode) zurückgenommen, da man es nicht ganz durchführen und kontrollieren konnte.
Nachdem Atatürk am 10. November 1938 starb, wurde sein enger Weggefährte Ismet Inönü zweiter türkischer Staatspräsident. Inönü war bestrebt, die Modernisierung der Türkei fortzuführen und die außenpolitische Neutralität beizubehalten. 1939 schloss sich der Staat Hatay der Türkei an und ging in der gleichnamigen Provinz mit der Hauptstadt İskenderun auf.
Der deutsch-türkische Freundschaftsvertrag (türkisch Türk-Alman Dostluk Paktı) wurde zwischen dem nationalsozialistischen Deutschen Reich und der Türkei am 18. Juni 1941 in Ankara vom deutschen Botschafter in der Türkei, Franz von Papen, und dem türkischen Minister für Auswärtige Angelegenheiten, Şükrü Saracoğlu, unterzeichnet.
Er trat am selben Tag in Kraft.
Dieser bilaterale Freundschaftsvertrag, der eigentlich für eine Periode von zehn Jahren in Kraft bleiben sollte, dauerte offiziell bis zum 24. Oktober 1945 an, als die Türkei den Vereinten Nationen (VN) beitrat.
Am 23. Februar 1945 hatte die Türkei Deutschland und Japan den Krieg erklärt.
Hintergrund und historischer Kontext
Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 leitete der türkische Präsident İsmet İnönü eine Politik der Neutralität ein, versuchte, eine Involvierung in den Krieg zu verhindern, und bat beide Seiten um Belieferung mit militärischer Ausrüstung.[5] Auf der anderen Seite versuchte das Deutsche Reich, die Türkei mithilfe diplomatischer Bemühungen vom Vereinigten Königreich abzuwenden.[6]
Als Deutschland den Einmarsch in Jugoslawien und Griechenland im April 1941 vorbereitete, erreichten deutsche Truppen bereits die bulgarische Grenze und verlangten die Erlaubnis um den Durchgang durch türkisches Territorium (Ostthrakien). Am 1. März 1941 unterzeichnete Bulgarien den Dreimächtepakt und trat so offiziell den Achsenmächten bei.
Am 4. März 1941 überbrachte Franz von Papen einen Brief Adolf Hitlers an İnönü. In seinem Brief schrieb Hitler, dass „er den Krieg nicht beginnen wird, und dass er nicht beabsichtigt, die Türkei anzugreifen“. Er betonte weiterhin, dass „er seinen Truppen in Bulgarien anordnete, der türkischen Grenze fern zu bleiben, um mit ihrer Anwesenheit keinen falschen Eindruck zu vermitteln“. Hitler bot der Türkei einen Nichtangriffspakt an.[5]
Ein militärischer Coup d’État, den Raschid Ali al-Gailani am 1. April 1941 einleitete, stürzte das pro-britische Regime im Königreich Irak. Die vier revoltierenden Generäle arbeiteten eng mit dem deutschen Geheimdienst zusammen und akzeptierten Militärhilfe aus Deutschland. Hitler bat die Türkei um Erlaubnis, ihr Staatsgebiet zu passieren, um dem Irak Militärbeistand zu leisten. Die türkische Regierung verlangte als Antwort auf die deutsche Anfrage Gebietsabtretungen seitens des Irak. Während die Verhandlungen abgehalten wurden, attackierten britische Kräfte den Irak ab dem 18. April, und am 3. Juni stellte Großbritannien schließlich das Regime von Emir Abdul-Illah wieder her, Regent des vier Jahre alten Königs Faisal II.
Am 6. April attackierten Achsentruppen Jugoslawien (in der Operation 25) und Griechenland (im Unternehmen Marita) durch Überquerung Bulgariens, um die südliche Flanke zu sichern. Jugoslawien kapitulierte am 17. April. Damit wurde die Annektierung und Besetzung der Balkanregion durch die Achsenmächte vollendet – ohne die Türkei anzutasten.[7]
Am 22. Juni 1941, nur vier Tage nach der Unterzeichnung des deutsch-türkischen Nichtangriffspaktes, fielen die deutschen Truppen in die Sowjetunion (Unternehmen Barbarossa) ein, was in der Türkei Ängste eines Vertragsbruchs weckte.
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bewahrte die Türkei zunächst ihre außenpolitische Neutralität, nachdem sie sich mit Frankreich über die Eingliederung der Provinz Hatay verständigt hatte. Erst am 23. Februar 1945 erklärte sie auf der Seite der Alliierten Deutschland und Japan symbolisch den Krieg.
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bewahrte die Türkei zunächst ihre außenpolitische Neutralität, nachdem sie sich mit Frankreich über die Eingliederung der Provinz Hatay verständigt hatte. Erst am 23. Februar 1945 erklärte sie auf der Seite der Alliierten Deutschland und Japan symbolisch den Krieg. Am 26. Juni 1945 unterschrieb sie die Charta der Vereinten Nationen. Somit zählt die Türkei zu den 51 Gründungsmitgliedern der Vereinten Nationen.
1945 wurden in der Türkei erstmals seit 1930 weitere politische Parteien zugelassen.
Die Demokratische Partei (DP) errang bei den Wahlen am 14. Mai 1950 unter der Führung von Adnan Menderes die Mehrheit der Sitze im Parlament. Damit endete die seit Staatsgründung währende Einparteienherrschaft der Republikanischen Volkspartei (CHP).
Der sich abzeichnende Ost-West-Konflikt und die Versuche der Sowjetunion, Einfluss auf die Türkei auszuüben, führten zur endgültigen Aufgabe der außenpolitischen Neutralität der Türkei. 1950 nahm die Türkei als Teil eines UNO-Kontingents am Koreakrieg teil und trat 1952 in die NATO ein.
1960 proklamierte der regierende Ministerpräsident Adnan Menderes ein Ermächtigungsgesetz, um die politische Opposition auszuschalten. Gegen diese Maßnahmen putschten 1960 die türkischen Streitkräfte. Menderes und andere Politiker wurden zum Tode verurteilt und am 17. September 1961 auf İmralı erhängt. Nachdem das Militär 1961 eine neue Verfassung eingeführt hatte, gab es die Macht an eine Zivilregierung ab.
İsmet İnönü, der das Amt schon vor dem Zweiten Weltkrieg 1923 bis 1924 und 1925 bis 1937 innehatte, wurde erneut Ministerpräsident und regierte von 1961 bis 1965. 1963 schloss die Türkei mit der damaligen EWG ein Assoziierungsabkommen ab. Aber auch die Folgeregierung konnte die Probleme nicht in den Griff bekommen. Linke und rechte Terror-Aktivitäten nahmen zu und die Wirtschaftslage verschlechterte sich rapide. 1971 griff die Armee, ohne zu putschen, erneut in die Politik ein. Unter dem militärischen Einfluss wurden repressivere Maßnahmen gegenüber der Bevölkerung durchgesetzt.
1974 stürzte die damals nationalistisch-aggressive griechische Militärdiktatur den zypriotischen Präsidenten Makarios. Der türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit entsandte daraufhin Truppenverbände nach Zypern, um die türkische Minderheit auf der Insel zu schützen und einen Zusammenschluss zwischen Griechenland und dem mehrheitlich griechischen Zypern zu verhindern. Diese Militäroperation trug den Namen „Friedensoperation Zypern“ (Kıbrıs barış harekâtı). Nach schweren Kämpfen wurde ein Waffenstillstand vereinbart, der zur bis heute andauernden Teilung der Insel in zwei selbständige Teile führte. Am 15. November 1983 wurde die Türkische Republik Nordzypern (TRNZ) unter Rauf Denktaş proklamiert, die allerdings bis heute völkerrechtlich nicht anerkannt wird.
Das Militär putschte am 12. September 1980 erneut. Auslöser war die sehr instabile Phase in den 1970er-Jahren, die durch wechselnde politische Koalitionen, politische und wirtschaftliche Instabilität und Terrorakte durch das extrem rechte und linke politische Spektrum geprägt war. Das Militär unter General Kenan Evren verhängte über das Land das Kriegsrecht und verbot alle politischen Parteien. Die Junta ging heftig gegen die kurdischen Separatisten und linke Oppositionelle vor. Es wurden 650.000 Menschen festgenommen, 1,5 Millionen Personen erkennungsdienstlich erfasst, gegen 210.000 Türken wurden Verfahren eingeleitet. Insgesamt 517 Mal wurde die Todesstrafe gefordert, fünfzig Personen wurden hingerichtet, 171 Menschen starben infolge von Folterungen. 14.000 Türken verloren ihre Staatsangehörigkeit, 30.000 Menschen verließen als politische Flüchtlinge die Türkei. Politische Parteien wurden verboten, 23.000 Vereine geschlossen, Tausende Personen entlassen. 31 Journalisten wurden damals zu Haftstrafen verurteilt, 10 Monate durften keine Zeitungen erscheinen.[60] Am 7. November 1982 wurde die von den Militärs vorgelegte und bis heute gültige Verfassung der Republik Türkei durch eine Volksabstimmung angenommen und trat am 9. November 1982 in Kraft.
Ab Mitte der 1980er bestimmte der Kurdenkonflikt die innenpolitische Debatte in der Türkei. Die Kurdenproblematik wurde bis dahin von der Politik totgeschwiegen und war nicht im Bewusstsein der türkischen Gesellschaft. Die Assimilierungspolitik der Türkei führte zur Unterdrückung der kurdischen Kultur und Identität. Als Reaktion darauf entstand im Jahre 1978 die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) mit Abdullah Öcalan an ihrer Spitze. Sie nahm 1984 im Südosten den bewaffneten Kampf für einen unabhängigen sozialistischen Staat Kurdistan auf. Am 16. Februar 1998 nahm der türkische Geheimdienst Abdullah Öcalan, den Führer der PKK, in Kenia gefangen und brachte ihn in die Türkei. Daraufhin erklärte die PKK einen einseitigen Waffenstillstand, der erst wieder 2004 gebrochen wurde.
Unter der Regierung Bülent Ecevits (1999–2002) begannen umfassende Reformen im Zivilrecht, welche die Menschen- und Freiheitsrechte stärkten (z. B. Versammlungs- und Demonstrationsrecht). Unter anderem wurde die Todesstrafe abgeschafft, Folter verboten und die kulturellen Freiheiten der kurdischen Bevölkerung gestärkt. Diese Reformen wurden unter der AKP (seit 2001) fortgesetzt. So sind seitdem der Gebrauch der kurdischen Dialekte, Kurdischunterricht und kurdische Radio- und Fernsehkanäle erlaubt. Auch der staatliche Sender TRT 3 strahlt Sendungen in Arabisch, Zazaisch, Kurmandschi, Bosnisch und so weiter aus.
Am 15. November 2003 und 20. November 2003 verübte eine Zelle der al-Qaida mehrere Bombenanschläge in Istanbul. Ziele der Anschläge, bei denen 60 Menschen starben, waren zwei Synagogen, das britische Konsulat und die Filiale der britischen HSBC-Bank. Seit 2004 sind die Kämpfe zwischen den türkischen Streitkräften und der Untergrundorganisation PKK wieder aufgeflammt und nahmen 2005 und 2007 an Intensität nochmals zu. Bei einem Besuch am 12. August 2005 in Diyarbakır bezeichnete der damalige Ministerpräsident Erdoğan die Probleme im Osten als ein spezifisch „kurdisches Problem“ (kürt sorunu). Zum ersten Mal in der türkischen Geschichte wurde der spezifisch kurdische Charakter des Konfliktes im Osten der Türkei anerkannt. Bis 2007 sind bei den Anschlägen und Kämpfen zwischen dem türkischen Militär und der PKK 40.000 Menschen ums Leben gekommen.
Nach 40-jähriger Bemühung erreichte die Türkei am 3. Oktober 2005 die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union. Neben wirtschaftlichen Kriterien und politischen Verpflichtungen stehen dabei auch Forderungen der EU zur Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und den Menschenrechten, dem Schutz von Minderheiten in der Türkei sowie der Verbesserung der Beziehungen zu den Nachbarstaaten im Mittelpunkt.[61] In einem Referendum im September 2010 sprach sich die türkische Bevölkerung für umfassende Verfassungsänderungen aus. Eine Reihe der neuen Regelungen soll die türkische Verfassung an Rechtsnormen der Europäischen Union anpassen.[62] Die EU erklärte jedoch, dass es unter der islamisch-konservativen AKP-Regierung Erdoğans keine Fortschritte im Hinblick auf die Grundrechte gab, sondern stattdessen die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird und die Gerichte nicht unparteiisch urteilen.[63]
Am 15./16. Juli 2016 kam es zu einem Putschversuch und darauf zu harten Gegenmaßnahmen der Regierung. Das folgende Jahr war geprägt von Auseinandersetzungen um die Volksabstimmung in der Türkei 2017 im April.
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